Wie ausgemacht wurden wir am Mittwoch 29.09. von Tim, dem Besitzer der Aridgold Farm, 70 km suedlich von Alice abgeholt um eine Woche bei ihm zu arbeiten.
Da er noch einige Besorgungen zu machen hatte, hat er uns erst mal in sein Stadthaus mitgenommen, wo ich mich gleich wohl gefuehlt habe. Begruesst wurden wir von drei Golden Retriever und das Wohnzimmer war mit Buechern vollgestopft. GAnz meine Welt.
Als wir am Nachmittag dann auf der Farm ankamen und feststellten, dass wir das Quartier mit Spinnen, Kaefern und anderem Getier (unter anderem 2 Deutschen) teilen mussten, war es schon nicht mehr ganz so meine Welt, aber zu meinem eigenen Erstaunen hab ich mich sehr schnell damit abgefunden.
Haupteinkommen der Farm sind Datteln und Feigen, und man kam sich fast ein paar Jahrzehnte zurueckversetzt vor. Strom erzeugt Tim selber mit Hilfe eines Generators, der aber nur ein paar Stunden am Tag laeuft, also um 9 Uhr abends ist es finster, da gibt es dann nur mehr Leselicht. Getrunken wird hier das Regenwasser, weil es besser ist als das Grundwasser, aber bloss nicht glauben, dass das gefiltert wird oder so, es kommt genauso aus dem Hahn heraus, wie es in den Container hineinregnet. Das Grundwasser wird nur zum Abwaschen genommen, da es ziemlich salzig ist. Fernsehempfang gibt es keinen, nur Video, und die Moebel sahen auch schon etwas antik aus.
Prinzipiell sah unser Tagesablauf immer gleich aus, um 7 Uhr Arbeitsbeginn, dann mal zwei Stunden arbeiten, solange es noch nicht so heiss war, um 9 gab es dann immer Breaky, dann noch mal zwei Stunden hackeln, dann Lunch, und am Nachmittag noch mal ca drei Stunden.
Wir haben gemerkt dass wir das (koerperliche) arbeiten nicht mehr gewoehnt sind, hatten beide einen Mordsmuskelkater, und auch unser Pflasterverbrauch ist in dieser Woche extrem gestiegen....trotzdem hat es uns super gefallen.
Wir mussten von Unkraut jaeten, ueber Datteln bestaeuben (Bienchen spielen), einen Huehnerkaefig bauen, und Datteln entkernen und fuer die Marmelade vorbereiten (ich hab den Generatormotor und die Klimaanlage repariert - dabei waere ich durch Wasser auf dem Wellblechdach fast heruntergefallen - mitsamt der Abdeckung ~10kg) so ziemlich alles mal machen. Tim selber hatte Gott sei Dank die Geduld uns alles genau zu erklaeren und er hatte auch die eine oder andere interessante Geschichte zu erzaehlen. War also auch ein lehrreicher Ausflug.
Wahrscheinlich haben wir beide ungefaehr 10 Kilo zugenommen, 5 Kilo vom extrem guten Essen dass wir die ganze Woche bekommen haben und 5 Kilo Muskeln von der nicht mehr gewohnten Anstrengung :-)
Abgesehen davon haben wir noch zwei "Gypsis" (Zigeuner) kennengelernt, die ihr Camp in der Naehe der Farm aufgeschlagen haben. Ein nettes Paerchen, Ky und Gil, die mit insgesamt 48 Tieren (Kamelen, Hunden, Huehnern, Geissen, etc.) unterwegs waren. Gil ist auch ein ausgezeichneter Faehrtenleser - hat die Ziegen aus ungefaehr 20 Kilomter Umgebung wieder zurueckgetrieben. Diese Tieren haben sie meist vorm verhungern oder dem Schlachter gerettet, und jetzt suchen sie nach einem Stueck Land, wo sie eine Tierfarm aufmachen koennen. Bis sie das finden, ziehen sie mit ihren zwei Wagen (selbstgebaut von Gil), die von Kamelen gezogen werden mit der wahnsinnigen Geschwindigkeit von ca 6km/h Richtung Sueden und geniessen die Freiheit.
Wir durften einmal ein Stueck auf dem Kamelwagen mitfahren, das war wirklich ein lustiges Erlebnis und Kamele sind echt schlaue (und auch faule!) Tiere.
Nach einer Woche ging es dann wieder zurueck nach Alice, von wo aus wir den Bus nach Coober Pedy nahmen. (leider sofort nach Ankunft - dadurch haben wir vergessen eine Dattelmarmelade von Tim mitzunehmen)
Coober Pedy ist die groesste Opalgrabestadt der Welt, ca 85% vom gesamten Opalvorkommen kommen aus CP. Der Name ist eine Verarschung vom aborigine Wort kupa piti, was soviel heiszt wie "Weisser Mann im Loch" - was auch hier der Fall ist - die Menschen in diesem Ort leben um der grossen Hitze und dem sandblasenden Wind zu entgehen unter der Erde in sog. "dugouts".
Im Reisefuehrer haben wir schon gelesen, dass diese Gegend als Mondlandschaft bezeichnet wird, und das stimmt auch, denn schon einige Kilometer vor CP sieht man die ganzen aufgeschuetteten Sandhaufen, einen neben dem anderen, was aussieht, wie lauter Krater.
Als wir in Coober Pedy eingelaufen sind, haben Olivers Augen einen verdaechtigen Glanz angenommen, am liebsten waere er auf der Stelle "noodling" gegangen, also mit den Haenden auf verlassenen Claims nach Opalen suchen, oder haette sich seinen eigenen Claim abgesteckt. Kann man schon fuer 43 Dollar pro Jahr haben. Ich hatte schon Angst, allein weiterreisen zu muessen.
Spaeter hat sich dann herausgestellt, dass ich zwar gerne Opale buddln gegangen waere, aber Doris sich die Opale lieber gekauft hat (typisch Frau!).
Nach zwei Tagen Sand, extremer Hitze (ca 36 Grad im Schatten), tausend Opalgeschaeften (sogar der Friseur verkauft welche - und gottsei dank brauchte Doris keinen Haarschnitt - sonst waere mein Rucksack sicher noch schwerer geworden - klar, ich muss tragen!) Minenbesuch und 2 Naechten unter der Erde, sind wir schliesslich weitergereist. Haben eine halbe Nacht und einen halben Tag in Port Augusta verbracht, und dann den Bus weiter nach Adelaide genommen.
Schon Kilometer vor der Stadt, als ploetzlich alles wieder gruen war, und die Fluesse wieder Wasser hatten, hat uns beiden ein wenig das Herz geblutet - wir waeren halt doch gerne noch im Outback geblieben. Es stimmt schon, was alle sagen, wenn man es einmal erlebt hat, dann geht es ins Blut.
In Adelaide angekommen haetten wir am liebsten sofort wieder umgedreht, weil wir uns ploetzlich so eingesperrt vorgekommen sind (und gefroren haben wir auch - klar bei nur(!!!) 24 Grad). Hier sind wir halt wieder in einer Stadt -Hochhaeuser, Verkehrsstau, Sirenen, Menschenmassen und alle in Eile. Daran muss man sich erst mal wieder gewoehnen, dass man nur um die Ecke gehen braucht und alles kriegt, was man will. SCheint viel zu einfach zu sein...
Samstag, Oktober 09, 2004
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