Montag, April 04, 2005

Der wilde Westen von OZ

Heute ist der fuenfte Tag unserer Reise in den Westen, und wir sind mittlerweile in Kalgoorlie angekommen, einer alten Goldgraeberstadt ca. noch 600km oestlich von Perth, und die erste richtige Stadt seit langem.
Hier gibt es einen sogenannten Super-Pit, ein Riesenloch in der Erde, wo immer noch Gold abgebaut wird, schaut aus als haette ein (Riesen!-)Meteorit eingeschlagen, und mit den ganzen Lastwaegen die drin herumfahren hat es mich ein wenig an die fleissigen kleinen Maennchen von den "Fraggles" erinnert.
Zu unserer Reise hierher:
Tag 1 fuhren wir von Quorn ueber Pt Augusta bis zum Streaky Bay, allerdings nicht ueber den normalen Highway, sondern ueber einen kleinen Umweg auf schottrigen Strassen, weil es dort in der Naehe einen Salzsee gab, den wir gerne sehen wollten. Ganz hingekommen sind wir leider nicht. Als ploetzlich Aeste auf der ohnehin etwas schlechten Strasse lagen, ist Oliver ausgestiegen und hat diese auf die Seite geraeumt und ich bin hinter ihm hergezuckelt mit dem Auto (der See war ihm wirklich was wert...), aber irgendwann war dann die Strasse komplett aus, also haben wir nur von der Ferne ein Foto gemacht, und dann wieder umgedreht.
Es war extrem heiss und da unsere Klimaanlage nicht mehr funktioniert hab ich unserem Auto den Beinamen "kleiner Backofen" verpasst.
Trotzdem war die Fahrt sehr schoen und es haben sich uns ein paar sehr schoene Landschaftszenen geboten (Sind nebenbei noch bei den Gawler Ranges vorbeigekommen - haben jedoch die Hauptattraktionen aufgrund fehlender 4WD-Faehigkeit nicht gesehen).
Abends sind wir endlich in Streaky Bay angekommen und haben dort Mick aus Irland wieder getroffen. Ihn haben wir das erste Mal in Wellington gesehen, dann wieder in Quorn, und da wir von dort aus dieselbe Richtung einschlugen war es nicht verwunderlich, dass wir ihn ploetzlich am Strand sitzen sahen, wo wir uns den Rest vom Sonnenuntergang angeschaut haben.
Er ist schon etwas laenger unterwegs als wir, und war unter anderem in Suedamerika, etc... und hat klarerweise ein paar sehr interessante Geschichten zu erzaehlen, von denen wir uns einige am Abend in der Strandbar erzaehlen lassen haben.
Tag 2 ging es weiter, und wieder hat die Sonne erbarmungslos auf uns heruntergebrannt. Daher haben wir uns entschieden es nicht zu uebertreiben und sind "nur" 200km gefahren in die naechste Ortschaft Penong, wo wir uns am Campground in einem schattigen Platzerl verkrochen haben. Penong - Einwohner:40, Fliegen 4 Millionen, Touristen: 6 - grob geschaetzt!
Alles in unserem Auto koechelt schoen langsam vor sich hin (unser Kuehler gottseidank nicht mehr!!!), von einem kuehlen Getraenk koennen wir nur traeumen, unser Obst gaert in unserer Kuehltasche (die nicht wirklich kuehl ist) und unsere Buecher gehen auseinander, weil sich der Kleber loest.
Wir haben an diesem Tag etwas fuer euch zuhause ausgetueftelt, damit ihr nachempfinden koennt, wie es ungefaehr hier ist.

Wie bastle ich mir ein australisches Outback fuer zu Hause?
Backofen auf sehr heiss aufheizen, Foen bereitlegen (wenn moeglich gleich mehrere) und warmes Wasser in Trinkflaschen abfuellen. Nach ca. einer halben Stunde die Backrohrtuer oeffnen, und sich davor setzen, Foen auf die hoechste Stufe stellen und so positionieren, dass er einem direkt ins Gesicht blaest, und das warme Wasser langsam schluckerlweise trinken. Wer das Ganze perfektionieren will, besorgt sich noch ein bisschen roten Sand und unzaehlige Fliegen die einem ums Gesicht schwirren und voila!, schon habt ihr zuhause wofuer wir unsere Ersparnisse aufgebraucht haben. Warum wir es trotzdem so sehr lieben? Weiterlesen, es kommen noch ein paar Sachen, die euch daheim vorm Backofen entgehen!

Tag 3 fahren wir weiter Richtung Westen, und ueberqueren den Nullarbor (den wir uns mit den Royal Flying Doctor Service teilen). Das Wetter hat Gott sei Dank etwas abgekuehlt, und wir haben sogar ein wenig Regen! Der Nullarbor hat seinen Namen vom Lateinischen und bedeutet uebersetzt ungefaehr "Keine Baeume", und die Landschaft hier ist wirklich gepraegt von endloser Weite und Nichts.
Die einzigen Ortschaften die es hier gibt, sind alle paar hundert Kilometer mal, eine Tankstelle mit einem Restaurant dabei. Man kommt sich trotzdem nicht wirklich verlassen vor, weil alle Autofahrer die einem entgegen kommen freundlich gruessen.
Wir radeln unsere Kilometer herunter und bleiben hin und wieder mal stehen, wenn uns danach ist, um uns ein paar Sachen anzusehen, bis es ca. 30km vom Grenzstaedtchen entfernt ploetzlich "Flopp" macht, und Oliver zu bremsen beginnt.
Wir steigen beide aus, beide mit einem Grinser am Gesicht "Haben wir jetzt endlich einen?" Wir haben einen. Der erste Reifenplatzer. Komischerweise scheint es uns beide nicht wirklich zu stoeren, sondern wir sagen nur "Wieder ein Gschichtl mehr zu erzaehlen".
Mit halb aufgepumpten Ersatzreifen geht es langsam weiter bis in die naechste Stadt, wo wir ein halbes Vermoegen fuer einen neuen Reifen ausgeben - das ist der Nachteil bei den Outback-Staedtchen, sie koennen sich im Prinzip alles erlauben, preismaessig gesehen!
An der Grenze zu Western Australia ist wieder mal eine Quarantaene Station, da keine Fruechte etc. nach WA eingefuehrt werden duerfen. Wir haben den Check ueberstanden, aber meinen guten Neuseelandhonig, den ich eigentlich schon als Mitbringsel fuer die Daheimgebliebenen (Grosseltern) gekauft habe, haben sie mir abgenommen!
Uebernachtet wird in Madura!
Tag 4 fahren wir wieder an die 800km, und kommen unter anderem bei dem laengsten Stueck gerade Strasse in Australien vorbei. 145km geht es schnuerlgrade dahin ohne auch nur die kleinste Kurve (damit will ich nicht sagen, dass die Strasse vorher grad sehr abwechslungsreich gewesen waere). Teilweise sieht man 10km bis zur naechsten Kuppe! Was wir neben der Strasse so sehen: Unzaehlige tote Kanguruhs auf denen sich grosse, schwarze Voegel ein Festmahl goennen, teilweise sind auch Adler darunter. Ein lebendes Kaenguruh, das bereitwillig fuers Foto posiert, den ersten lebenden Dingo ganz nah und zwei Riesenemus.
Wir stoppen kurz in Norseman, einer Stadt die nach einem Pferd benannt worden ist, das mit seinem Huf in der Erde gekratzt hat, ein Goldstueck hervorgeholt hat, und seinem Besitzer so zu Reichtum verholfen hat. In der Stadtmitte steht ein Blechpferd als Andenken (und unsere erste Goldmine haben wir auch gesehen - schaut aus wie ein Riesiger Pudding).
Danach fahren wir direkt weiter in den Norden nach Kalgoorlie, mit 45.000 Einwohnern direkt schon wieder eine Riesenstadt. Hier ist es wirklich ein bisschen so, wie man sich den Wilden Westen halt vorstellt. Unter anderem gibt es hier auch eine Bar, die immer noch mit sogenannten Skimpies (spaerlich bekleideten Kellnerinnen) Gaeste anlockt - war frueher scheinbar in ganz Australien eine verbreitete Methode.
Fragt mal Oliver wem es dort sehr gut gefallen hat! *grins*
Heute geht es weiter nach Hyden zum Wave Rock, und dann an die Suedkueste.

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